Die „Fluviale Anthroposphäre“ bezieht sich auf die Wechselwirkung zwischen menschlichen Gesellschaften und Flusssystemen. Im Rahmen des Schwerpunktprogramms „Auf dem Weg zur fluvialen Anthroposphäre" erforschen Wissenschaftler:innen die vorindustriellen Auen Mitteleuropas und deren Entwicklung durch die Wechselwirkungen von menschlichen Gesellschaften und natürlichen Prozessen, mit dem Ziel, die Rolle des Menschen als entscheidenden Gestalter in der Entstehung einer fluvialen Anthroposphäre zu verstehen.
Beteiligte Fachdisziplinen: Archäologie, Geowissenschaften und Geschichte
Über das Schwerpunktprogramm „Auf dem Weg zur fluvialen Anthroposphäre“
Das Schwerpunktprogramm „Auf dem Weg zur fluvialen Anthroposphäre“ widmet sich der Untersuchung vorindustrieller Auen in Mitteleuropa und den Gesellschaften, die in der Umgebung dieser Auen lebten.
Auen gelten als globale Hotspots sensibler sozio-ökologischer Veränderungen und sind dynamische Landschaften von kultureller und natürlicher Bedeutung. Die Forschung zielt darauf ab, den Einfluss des Menschen auf die Entwicklung von Auen zu verstehen, insbesondere wann und warum der Mensch zu einem maßgeblichen Faktor in diesem Prozess wurde. Durch den Fokus auf das Mittelalter und die vorindustrielle Neuzeit sowie die systematische Integration von historischen, archäologischen und geowissenschaftlichen Daten strebt das Schwerpunktprogramm ein Verständnis dieser Wechselwirkungen an.
Erkenntnisinteresse
Ziel ist es, die entscheidenden Fragen zur Entwicklung von Auen zu beantworten, indem es den Mensch als wesentlichen Gestalter in den Mittelpunkt rückt. Die unterliegende Frage ist: Wie haben menschliche Aktivitäten im Zusammenspiel mit natürlichen Prozessen die Auenlandschaften Mitteleuropas geprägt?
Forschungsansatz und beteiligte Fachrichtungen
Das Schwerpunktprogramm verfolgt einen multidisziplinären Forschungsansatz, der auf eine tiefgreifende Analyse der Interaktion zwischen Menschen und ihrer Umwelt in fluvialen Gebieten abzielt.
Durch die Untersuchung von Flussläufen wie dem Rhein, der Elbe und der Donau in Mitteleuropa, während der mittelalterlichen und vorindustriellen Neuzeit strebt das Programm an, Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wann und warum menschliche Aktivitäten zu entscheidenden Einflussfaktoren bei der Gestaltung von Überschwemmungsgebieten wurden.
Der Fokus liegt darauf, die historischen und ökologischen Zusammenhänge zu verstehen und dabei innovative methodische Ansätze aus Archäologie, Geowissenschaften und Geschichte zu integrieren.
Koordination und Teilprojekte
Das Schwerpunktprogramm setzt auf einen multidisziplinären Forschungsansatz, der die Expertise sowohl natur- als auch geisteswissenschaftlicher Disziplinen integriert. Neben einem Koordinationsteam forschen 7 Teilprojekte aus den Fachrichtungen Archäologie, Geowissenschaften und Geschichte an unterschiedlichen Fragestellungen.
Kurz und Knapp
Kurz und Knapp: Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Schwerpunktprogramm
Das Ziel des Schwerpunktprogramms „Fluviale Anthroposphäre“ besteht darin, die Wechselwirkungen zwischen menschlicher Gesellschaft und Flusssystemen, insbesondere in vorindustriellen Auen Mitteleuropas, umfassend zu erforschen und ein tiefes Verständnis für die Entwicklung einer fluvialen Anthroposphäre zu gewinnen.
Das Schwerpunktprogramm umfasst eine Koordinationsstelle sowie sieben Teilprojekte, die in Deutschland und Österreich forschen
- Die Flusslandschaft der Weschnitz und ihre Wechselwirkung mit dem Kloster Lorsch
- Entschlüsselung des fluvio-sozialen Metabolismus am Oberrhein - Faktoren und Akteure bei der Transformation zu einer fluvialen Anthroposphäre vor der Industrialisierung
- Entwicklung eines vom Menschen geprägten Auensystems: Das Flusssystem der Wiesent in der Nördlichen Frankenalb (Maineinzugsgebiet) im Frühmittelalter bis zur Frühen Neuzeit
- Fortschritt oder Flucht? Der Übergang zu anthropogenen Flusslandschaften – Wie haben mittelalterliche Siedlungsstrukturen mit der Landschaftsentwicklung im östlichen Harz und dem Harzvorland interagiert?
- Leipzig, eine Stadt im Fluss - Urban-fluviale Symbiose in einer Langzeitperspektive
- Lokale Pfade zur Fluvialen Anthroposphäre an Echaz (Rhein) und Eger (Donau). Eine vergleichende Analyse von ca. 1100 bis 1800 n. Chr.
- Unterhavel-Region und Donaumoos-Region: ‚Gescheiterte‘ oder ‚erfolgreiche‘ Urbarmachung von Auen und Mooren? – eine vergleichende Analyse
Die „Fluviale Anthroposphäre“ bezieht sich auf die Wechselwirkung zwischen menschlichen Gesellschaften und Flusssystemen.
Das Schwerpunktprogramm wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DfG) gefördert. Schwerpunktprogramme sind durch die überregionale Zusammenarbeit von Wissenschaftler:innen gekennzeichnet. Sie sollen Impulse zur Weiterentwicklung der Wissenschaft durch die koordinierte, ortsverteilte Förderung neuer Themen geben.