In ihrem Vortrag zeigte Ella Quante, dass mit Ostrakoden die Bestimmung und Rekonstruktion der Gewässerqualität von Fließgewässern ähnlich wie beim Saprobien-Index möglich sein kann. Diese Methode sei kostengünstig und in der Theorie vergleichbar mit anderen Gewässergüte-Indexen, besonders wenn weitere Gruppen wie Schnecken und Muscheln mit in die Auswertung aufgenommen werden.
Die neuen Forschungen basieren auf Untersuchungen der heutigen Ostrakoden-Faunen an der Saale, im Thüringer Wald und an der Echaz und der Eger. Die Co-AutorInnen des Vortrags—Julia Franke, Magdalena Kreuzheck, Anna Pint, Qianwei Wang, Jana Wollmeiner und Peter Frenzel—hatten die Auswertung der großen Anzahl von Proben überhaupt erst möglich gemacht: unter anderem auch mit Bachelor- und Masterarbeiten. Die Ostrakoden-Faunen konnten dann mit wasserchemischen Daten, der Gewässergüte und der Strömungsgeschwindigkeit abgeglichen werden. Bei mehreren Arten zeigten sich signifikante Korrelationen.
An den Wässerwiesen in Betzigen bei Reutlingen konnten diese Ergebnisse auch direkt das erste Mal angewandt werden: Wenige Ostrakoden-Schalen aus einem Sedimentkern spiegelten hier die landwirtschaftliche Nutzung und Bewässerung wider, wo geophysikalische Untersuchungen bereits einen ehemaligen Seitenkanal anzeigten. Die Artenzusammensetzung der Ostrakoden wies auf ein eher größeres Fließgewässer mit Wasserpflanzen hin, und da keine anderen aquatischen Lebewesen in den Schichten zu finden waren, ist es wahrscheinlich, dass diese Seitenkanäle nur ab und zu Wasser führten, und die winzigen Ostrakoden daher beim Bewässern eingetragen wurden.