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Vom 9. bis 12. Oktober 2024 fand die 50. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Geomorphologie (DGGM) an der Universität Leipzig statt. Unter dem Motto „Legacies and emerging fields in geomorphology“ zog die Konferenz 120 Teilnehmende an, von denen etwa die Hälfte Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler waren. Die Veranstaltung umfasste sechs Sessions, 33 Vorträge und etwa 70 Posterpräsentationen, die das gesamte Spektrum der geomorphologischen Forschung abdeckten mit Prozessen und Archiven unterschiedlichster räumlicher und zeitlicher Skalen.

Die Konferenz wurde durch eine Ansprache von Prof. Jens Eilers, Prorektor der Universität Leipzig, eröffnet. Zudem begrüßten die Konferenzleiter Prof. Christoph Zielhofer und Jun.-Prof. Djamil Al-Halbouni die Teilnehmenden. Prof. Zielhofer hob die zunehmende Intensität geomorphologischer Prozesse durch Klimawandel und menschliche Einflüsse hervor und unterstrich die Bedeutung an Studien, welche ein verbessertes Prozessverständnis und Wissen zur aktuellen Veränderung der Erdoberfläche fördern.

Der diesjährige Schwerpunkt der Konferenz lag auf den sich verändernden geomorphologischen Prozessen im Kontext menschlicher Einflussfaktoren. In Vorträgen wurden Phänomene wie das Auftauen von Permafrost behandelt, welches das Risiko von Hangrutschungen in Hochgebirgsregionen erhöht, oder von Menschen verursachte Torfsackungen durch die Drainage von Mooren. Ein Forschungsschwerpunkt der Konferenz war das Studium flussgeomorphologischer Dynamiken in mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Auen auf dem Weg hin zu menschlich geprägten Landschaften. Weitere wichtige Themen waren umweltbezogene und planetarische Grenzbedingungen, Naturgefahren sowie biogeomorphologische Prozesse. Die Teilnehmenden präsentierten und diskutierten moderne Methoden in der oberflächennahen Geophysik, in der Fernerkundung, die Einbindung von künstlicher Intelligenz sowie interdisziplinäre Ansätze unter Einbindung von Geomorphologie, Umweltgeschichte und Archäologie.

Die Ferdinand-von-Richthofen-Medaille wurde an Prof. Richard Dikau (Bonn) für seine herausragenden Beiträge zur geomorphologischen Forschung und seinen bleibenden Einfluss auf die deutsche Geomorphologie verliehen. Richard Dikaus Arbeit verkörpert den Pioniergeist von Ferdinand von Richthofen, der als Begründer der modernen Geomorphologie gilt und von 1883 bis 1886 einen Lehrstuhl an der Universität Leipzig innehatte. Die DGGM zeichnete mehrere herausragende wissenschaftliche Arbeiten von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern aus:

  • Postdoktoranden-Preis
    Dr. Georg Veh (Universität Potsdam): Outburst floods from moraine dammed lakes detection, frequency, and hazard.

  • Promotionspreise
    Dr. Alexander Bonhage (BTU Cottbus-Senftenberg): Effects of historical charcoal burning on soil landscapes in West Connecticut, USA.

    Dr. Felix-Martin Hofmann (Universität Freiburg): Geometry, chronology, and dynamics of the Pleistocene glaciation of the Black Forest.

    Dr. Stefan Haselberger (Universität Wien): Disturbance vs. stability or the quantification of biogeomorphic feedbacks in high mountain environments 

  • Vortragspreise
    Benedikt Müller (Universität Wien): High-accuracy landslide monitoring in densely vegetated slopes: A methodological approach using terrestrial photogrammetry and novel filtering techniques

    Dr. Hanne Hendrickx (TU Dresden) AI-Driven tracking on hourly monoscopic time-lapse imagery for alpine landform monitoring

  • Posterpreise:
    Marie Kaniecki (Universität Leipzig): GIS-Analysis of peat-loss in the Greater Donaumoos Region – consequences from human interventions

    Till Wenzel (Universität Wien): Critical Infrastructure at Risk: Analysing Geomorphic Hazards in the Wipptal, Tirol 

 

Die DGGM-Jahrestagung bot auch viel Freiraum für wissenschaftlichen Austausch. Der Eröffnungsabend fand am Institut für Geographie statt, wo die Teilnehmenden Bio-Speisen und Getränke genossen. Das Konferenzessen im Leipziger Ratskeller bot eine entspannte Atmosphäre mit einem reichhaltigen Buffet, bei dem die Diskussionen bis in den späteren Abend hinein fortgesetzt wurden.

Die Teilnehmenden konnten zwei spannende geomorphologische Exkursionen im Leipziger Umland besuchen:

A: Die Weiße-Elster-Aue (geleitet von Dr. Hans von Suchodoletz und Dr. Christian Tinapp), bei der es um Auenentwicklung und Erosion im Kontext von Klimawandel und menschlicher Besiedlung ging.

B: Das Mansfelder Land (geleitet von Jun.-Prof. Djamil Al-Halbouni, Nadine Sänger und Dr. Johannes Schmidt), bei dem die Bildung von Erdfällen durch Salzauslaugung, historische Bergbautätigkeiten und die Bedeutung von Sedimentarchiven zur Rekonstruktion von Subrosionsdynamiken im Fokus standen.