Leipzig, eine Stadt im Fluss – Urban-fluviale Symbiose in einer Langzeitperspektive
Leipzig – eine Stadt im Fluss
Leipzig, heute eine Großstadt mit 600.000 Einwohnern, entstand im Mittelalter am Rande der Aue von Pleiße und Weißer Elster. Der Ort gab der Stadt ihren Namen, der sich vom indoeuropäischen „Leibh“ ableitet, was so viel wie wässriges, schlüpfriges, lehmiges Gebiet bedeutet. Spätestens seit dem 12. Jahrhundert lassen sich wasserbauliche Maßnahmen nachweisen, welche die Wasserversorgung sichern und die Nutzung von Wasserkraft und Wasserstraßen ermöglichen sollten. Dies führte zu einer anthropogenen Umgestaltung der vorhandenen Gewässer, die die Stadt über Jahrhunderte prägte. Während die enge Verbindung zwischen Stadt und Wasser im 20. Jahrhundert zu verschwinden drohte, wird sie heute durch Stadtplanung, Tourismus und Naturschutz wiederentdeckt.
Forschungsziele
Mit seiner wechselvollen Wassergeschichte ist Leipzig ein besonders geeignetes Fallbeispiel, um die Wechselwirkungen zwischen Mensch und Wasser im Sinne einer „fluvialen Anthroposphäre“ zu untersuchen. Die Stadt zeichnet sich durch ein dichtes Netz kleinerer Fließgewässer, einen noch vorhandenen Auwald und eine hohe Dichte an archivalischen Quellen aus, die sowohl kulturellen als auch natürlichen Archiven entstammen. Das Projekt verfolgt eine Langzeitperspektive, die den Zeitraum zwischen 1000 und 1800 untersucht, und kombiniert historische, archäologische und geowissenschaftliche Analysen. Seine Hauptziele sind die Untersuchung von
- hydrologischer Dynamik und städtischer Politik
- Überschwemmungen und Dürren als sozial-natürliche Ereignisse
- städtischer Wasserverschmutzung
- Auenökonomien.
Methodischer Ansatz
Im Rahmen des Schwerpunktprogramms „Auf dem Weg zur fluvialen Anthroposphäre“ steht es für einen dezidiert stadtbezogenen Ansatz, der die Grundlage schafft, um die Spezifika einer urban-fluvialen Anthroposphäre herauszuarbeiten.