Die Flusslandschaft der Weschnitz und ihre Wechselwirkung mit dem Kloster Lorsch

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Direct push-Sondierung im Einzugsgebiet der Weschnitz, Foto: privat
Direct push-Sondierung im Einzugsgebiet der Weschnitz, Foto: privat

Weschnitzaue

Das Verbundprojekt Weschnits Fluvioscape untersucht die Weschnitzaue auf ihrem Weg zu einer fluvialen Anthroposphäre, die maßgeblich vom Kloster Lorsch (UNESCO-Welterbe, Bundesland Hessen) und seinen weltlichen Nachfolgern geprägt wurde. Das Untersuchungsgebiet umfasst einen mittelgroßen Nebenfluss des Rheins und bietet als Brennpunkt sensibler sozio-ökologischer Veränderungen ein hervorragendes Schlüsselgebiet zur Erforschung sozialer und natürlicher Prozesse und deren Wechselwirkungen über einen längeren Zeitraum (longue durée).

Forschungsziele

Im Rahmen des Projektes arbeiten Umweltgeschichte, Physische Geographie und Archäologie eng an Dokumenten, Karten, Artefakten und Sedimentarchiven, im Feld, im Labor und in historischen Archiven zusammen, wenden moderne und innovative Methoden an und betreiben ein gemeinsames Datenmanagement. Dieses Vorgehen ermöglicht eine systematische Überlagerung und Analyse aller Daten als Grundlage für Rekonstruktionen und Modellierungen der Weschnits Fluvioscape. Der einzigartige Lorscher Kodex und die gut erforschte Geschichte der Abtei bieten eine hervorragende Ausgangsbasis, um die Mensch-Umwelt-Interaktionen von ihrer Gründung im Jahr 762 n. Chr. bis ins wenig erforschte Spätmittelalter und die frühe Neuzeit zu erweitern. Ein hoher Grundwasserspiegel und episodische Hochwasserereignisse stellten große Herausforderungen für die menschliche Land- und Wassernutzung, Siedlungsaktivitäten und Flussüberquerungen dar. Wir gehen davon aus, dass diese Umstände zu Flussumleitungen, Damm- und Brückenbauten und Hochwasserschutzmaßnahmen führten. Darüber hinaus sind verschiedene Konflikte zwischen Akteuren aus Landwirtschaft, Fischerei, Binnenschifffahrt sowie Müllerei, Bergbau und Gerberei mit den damit verbundenen Auswirkungen (z. B. Verschmutzung) dokumentiert. Wir stellen daher die Hypothese auf, dass die Akteure mit diesen Herausforderungen und Konflikten umgingen, indem sie die Weschnitz und ihre Aue in eine hochgradig artifizielle Flusslandschaft überführten. Die Landschaft ist bis heute von diesen ehemaligen Management- und Ingenieurmaßnahmen geprägt, was auch moderne Aspekte wie Kultur-, Naturschutz und Rekultivierungsmaßnahmen beeinflusst.

Methodischer Ansatz

Durch die Verknüpfung von Mensch-Umwelt-Informationen identifiziert, quantifiziert und klassifiziert das Projekt Weschnits Fluvioscape, warum, wann und wie sich der Mensch entschieden hat, schrittweise eine quasi-natürliche Landschaft in eine fluviale Anthroposphäre zu verwandeln. Unser Ziel ist es, besser zu verstehen, wie die lokalen und regionalen Akteure zu bedeutenden Steuerungsfaktoren wurden. Insgesamt wird das Projekt die Auswirkungen anthropogener, klimatischer und hydrologischer Ereignisse sowie die Vulnerabilität und Resilienz dieser spezifischen, vielfältigen und dynamischen sozio-natürlichen Flusslandschaft mit Hilfe eines hochgradig interdisziplinären Multi-Methodenansatzes bewerten.

Unser Forschungsgebiet

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Historische Karte von 1690 mit dem Kloster Lorsch, Abbildung: privat
Historische Karte von 1690 mit dem Kloster Lorsch, Abbildung: privat

Projektleitung

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Thomas Becker

Principal Investigator

Koordination Außenstelle Darmstadt
Bezirksarchäologie
hessenARCHÄOLOGIE
Berliner Allee 58
64295 Darmstadt

Telefon: +49 6151 397783 0

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Prof. Dr. Olaf Bubenzer

Principal Investigator

Universität Heidelberg
Geographisches Institut
Im Neuenheimer Feld 348
69120 Heidelberg

Telefon: +49 6221 54 4595

Dr. Bertil Mächtle

Dr. Bertil Mächtle

Principal Investigator

Universität Heidelberg
Geographisches Institut
Im Neuenheimer Feld 348
69120 Heidelberg

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Prof. Dr. Udo Recker

Principal Investigator

Landesamt für Denkmalpflege Hessen
Schloss Biebrich
65203 Wiesbaden

Prof. Dr. Gerrit Schenk

Prof. Dr. Gerrit Schenk

Committee Member

Technische Universität Darmstadt
Mittelalterliche Geschichte
Residenzschloss 1
64283 Darmstadt

Telefon: +49 6151 16 57319

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Prof. Dr. Andreas Vött

Principal Investigator

Johannes Gutenberg-Universität
Geographisches Institut
Johann-Joachim-Becher-Weg 21
55099 Mainz

Telefon: +49 6131 39 22694

Unser Team

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Elena Appel

Doktorandin

Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Geographisches Institut
Johann-Joachim-Becher-Weg 21
55099 Mainz

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Dr. Felix Henselowsky

Postdoc

Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Geographisches Institut
Johann-Joachim-Becher-Weg 21
55099 Mainz

 Nicolai Hillmus

Nicolai Hillmus

Doktorand

Technische Universität Darmstadt
Institut für Geschichte
Residenzschloss 1
64283 Darmstadt

Telefon: +49 6151 16 57492

Dr. Roland Prien

Dr. Roland Prien

Postdoc

Hessisches Landesamt für Denkmalpflege
Außenstelle Darmstadt
Berliner Allee 58
64295 Darmstadt

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Dr. Timo Willershäuser

Postdoc

Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Geographisches Institut
Johann-Joachim-Becher-Weg 21
55099 Mainz

Das Team

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Sechs Personen stehen nebeneinander
v.l.n.r.: Gerrit Schenk, Bertil Mächtle, Olaf Bubenzer, Barbara Jäger, Roland Prien, Nicolai Hillmus, Foto: Victor S. Brigola