Wilhelm Wolfgang Windsch wurde am 5. Juli 1931 in Leipzig geboren, besuchte die Schule mit kriegsbedingten Unterbrechungen bis 1945, begann eine Lehre als Maschinenschlosser und war dann als Lehrausbilder tätig. 1950 nahm er ein vorbereitendes Studium an der Arbeiter- und Bauernfakultät der Technischen Hochschule Dresden auf und studierte anschließend von 1954 bis 1960 Physik an der Universität Leipzig. Er erwarb das Physik-Diplom mit dem Aufbau eines Spektrometers für elektronenparamagnetische Resonanz (EPR) und mit EPR-Messungen an Festkörpern. Anschließend war er Assistent und Oberassistent bei Professor Artur lösche. 1966 wurde er mit der Arbeit Untersuchung der paramagnetischen Elektronenresonanz an Kupferkomplexen in Ferroelektrischen Triglyzinsulfat-Einkristallen promoviert.
Mit Wirkung vom 1. September 1969 wurde er zum Hochschuldozenten und zum 1. September 1970 zum ordentlichen Professor für Experimentalphysik (Festkörperphysik) berufen. Mehrere Jahre war er Mitglied des Vorstandes der Physikalischen Gesellschaft der DDR und Leiter des Fachverbandes Hochfrequenzspektroskopie. Er war Gastprofessor 1982 an der Montana State University, USA, 1989 an der Science University Tokyo, Japan, 1990 an der Universität Würzburg und 1992 an der Universidad Autonoma de Madrid, Spanien. Auf eigenen Wunsch wurde er im November 1991 als ordentlicher Professor abberufen.
Der Schwerpunkt der wissenschaftlichen Arbeit lag auf dem Gebiet der paramagnetischen Elektronenresonanz. Es gelang ihm, eine leistungsfähige Forschergruppe mit hervorragenden Wissenschaftlern, Ingenieuren und physikalisch-technischen Assistent:innen aufzubauen, was die Entwicklung kommerziell nicht verfügbarer Geräte auf dem Gebiet der stationären EPR, der ENDOR-Spektroskopie, der lmpuls-EPRSpektroskopie, der Rechentechnik, der Tieftemperaturtechnik und später der FestkörperNMR erlaubte. Damit konnten Untersuchungen zur Aufklärung von Struktur und Eigenschaften organischer und ferroelektrischer Kristalle und keramischer Materialien durchgeführt und enge Kooperationen nach Kazan, Moskau und Novosibirsk, nach Zürich, Würzburg, Saarbrücken, Paderborn, Madrid und Montana gepflegt werden.
Wir trauern um ihn gemeinsam mit seiner Familie und werden sein Andenken in Ehren bewahren. Trauerfeier und Beisetzung werden im engen Familienkreis stattfinden. Die Familie bittet, von Beileidsbezeugungen Abstand zu nehmen.
Prof. Dr. Jürgen Haase
Dekan der Fakultät für Physik und Geowissenschaften